Eifersucht

Eifersucht

Die Kleinfamilie ist die Kernzelle des Faschismus!
Die Zweierbeziehung ist eine überholte bürgerliche Tradition!
Sex macht Spaß und Freie Liebe ist Politische Aktion!
Eifersucht? Welche Eifersucht?

Ein kurzer Beitrag zum Thema Eifersucht und ein paar Gedanken zu Möglichkeiten, wie wir damit umgehen können.
Es gibt auch einen spannenden Podcast (hier anhören), der das Thema umreißt und unterschiedliche Aspekte beleuchtet.


Lass ihn doch einfach im Hintergrund bei den täglich Hausarbeiten oder auch so, wenn du ganz entspannt auf der Couch sitzt ablaufen. Vielleicht kannst du ihn ja auch mit einer Lieblingsperson anhören und anschließen mal drüber reden, denn über Eifersucht, die immer und überall besteht, wird nur selten gesprochen – und hier liegt das Problem und die Gefahr!

Stellen wir uns die Situation vor, in der eine Person, die wir lieben, mit der wir aber keine sexuelle Liebesbeziehung führen, eine andere Person küsst und offensichtlich angezogen ist. Denken wir an die Person, die wir lieben, so ist diese Situation für sie doch total schön und auch wir sollten uns eigentlich darüber freuen, ihr eigentlich noch mehr Glück und Liebe wünschen und das ganze eigentlich auch akzeptieren – wäre da nicht dieses dumme Eigentlich.krankhafte-eifersucht

Bestandsaufnahme: Was ist Eifersucht überhaupt?

Eifersucht, die (f). Indoeuropäische ai = Feuer; althochdeutsch eiver = das Herbe, Bittere, Erbitterung + althochdeutsch suht = Krankheit, Seuche) Ok – damit kann ich jetzt nicht unbedingt mehr anfangen, also lasst uns mal schauen, wo die Eifersucht überhaupt entsteht und welche Mechanismen noch weiter wirken.

Wo und wie entsteht die Eifersucht?
Die biologistische und evolutionspsychologisch Erklärung, dass die Eifersucht eine Eigenschaft ist, die zur Aufrechterhaltung der Menschengattung führt, scheint zwar interessant zu sein und wird im Podcast auch spannend erklärt, doch ist diese Annahme für meine gegenwärtige Auseinandersetzung bzw. die oben geschilderte Situation nicht relevant und wird deshalb hier erstmal nicht weiter ausgeführt.

Bereits kleine Kinder im Alter von einigen wenigen Monaten können Eifersucht spüren, wenn sie vernachlässigt werden. Sigmund Freud sagte dazu: „Die Eifersucht gehört zu den Affektzuständen, die man ähnlich wie die Trauer, als normal bezeichnen darf.“ Wir sind also von Natur aus eifersüchtig, durch unsere Sozialisation und aktuellen Gegenwart von diesem Gefühl geprägt und vor allem sind wir dann eifersüchtig, wenn wir das Gefühl haben, dass uns jemand etwas wegnehmen könnte, dass wir lieben. Ob dies tatsächlich stimmt oder nicht, ist für das aufkommende eifersüchtige Gefühl egal.

Eifersucht ist wie Neid ein negatives Gefühl, welches wir nicht haben wollen. Wir gelten nicht gern als eifersüchtig und schieben dieses Gefühl schnell weg, reden nicht darüber, schlucken es runter. Andere machen aber auch einen riesen Skandal daraus. Besonders in und nach den 68er-Jahren wurde Eifersucht als Wort verbannt und eifersüchtiges Verhalten war ein Tabu. Polyamorie und freie Liebe wurden praktiziert, doch das Gefühl der Eifersucht blieb bestehen und führte sicher auch zu einigen schmerzlichen Momenten. Das Charakteristika der Eifersucht: sie ist immer und überall vorhanden, aber niemals wird wirklich ernsthaft und konstruktiv über dieses Gefühl gesprochen.

eifersuchtÜber Eifersucht reden:
Eifersucht ist zu erst einmal ein sehr starker Gefühlscocktail, der wohl in uns allen wirkt und unsere Gedanken und alle andere Gefühle beeinflusst. Eifersucht kommt unerwartet, in den schönsten Situationen vor und wir begegnen ihr mit einer negativen und ablehnenden Haltung. „Nein, um Gottes Willen, ich bin doch nicht eifersüchtig. Mach doch was du willst, ich freu mich doch für dich…“ Und innerlich haben wir Gefühle, die uns genau das Gegenteil sagen. Wir fühlen uns nicht beachtet, fühlen uns einsam, haben Angst vor Verlust. Und in genau diesem Konzept von Besitztümern bzw. des Verlustes bestehen auch kapitalistische Grundannahmen. So sagte Erich Fromm: „Der marktwirtschaftlichgeprägte Mensch verhält sich auch in der Liebe marktwirtschaftlich.  Nach dem Prinzip „ich liebe dich, nicht weil ich mit dir sein will, sondern weil ich dich haben will.“

Ausdruck findet dies auch, wenn wir z.B. davon reden, dass wir eine Freundin oder einen Freund haben wollen, dass wir jemanden brauchen, um z.B. Sicherheit zu haben. In diesem Sinne geht es also um Besitzansprüche – das „Haben“ steht im Vordergrund. Doch Liebe ist etwas ganz anderes und auch nicht mit Eifersucht zusammen zu denken: Liebe ist als ein Verb zu verstehen und findet besonders in dem was wir für einen anderen Menschen tun ihren Ausdruck. Es geht um Wohlwollen, um Zuneigung, um Vertrauen, um Spaß und gemeinsamen Momenten. Es geht auch darum erwartungslos zu sein, keine Ansprüche zu stellen und den Menschen in seiner Gesamtheit zu schätzen. Wir wünschen diesem geliebten Menschen nur das Beste und freuen uns, wenn es ihm oder ihr gut geht. So sollten auch Beziehungskonzepte eher darauf bestehen, dass wir mit jemanden sind, statt jemanden zu haben. Verinnerlichen wird diesen Gedanken, so fallen Besitzansprüche und damit der Nährboden für die Eifersucht weg. Liebe errichtet kein Gefängnis, sie versucht nicht zu kontrollieren sondern besteht auf Vertrauen und Freude für den Anderen. Es ist doch schön, wenn die Person, die wir lieben, genau das macht, was ihr gut tut und worauf sie Lust hat. Es sollte uns daher nicht weh tun, wir sollten nicht eifersüchtig sein, wenn sie jemanden anderen küsst, sondern uns für sie freuen. Macht das Sinn?

Polyamorie und Antikapitalismus als Antwort auf Eifersucht?5388525c83ba88ce318b457b
Um kapitalistischen Strukturen die Stirn zu bieten kommt es in kollektiven Zusammenhängen vor allem zur Auflösung privater wirtschaftlicher Verhältnisse, indem man eine gemeinsam Essenskasse hat, sich finanziell unterstützt und manchmal kommt es auch, wie in der Kommune 1, zur Auflösung privater Liebesverhältnisse. Es geht im Großen und Ganzen um ein besitzfreies Liebesleben. Doch auch hier kommen Eifersuchtsgefühle hervor und wir sollten ihnen offen und herzlich begegnen und uns fragen:

    • Was macht mich eifersüchtig?
    • Warum bin ich eifersüchtig?
    • Warum kann ich die Angst nicht kontrollieren?
    • Welchen Anteil trage ich zu dieser Angst bei?
    • Welchen Anteil trägt die andere Person dazu bei?
    • Wie kann ich besser lieben?
    • Was ist mein Verständnis von Liebe?

Abschließend zu diesen ersten Gedanken zum Thema Eifersucht, mag ich allen Mut machen und auch mir selbst sagen, dass es nur Vorteile hat, über solche Gedanken und Gefühle zu sprechen. Es ist wichtig, dass wir uns den Menschen, denen wir lieben, anvertrauen, sie in ihrer Art und Weise schätzen und uns selbst dabei nicht unter Druck setzen. Soweit die Theorie dazu. Wie es in der Praxis aussieht ist sicher nochmal eine andere Geschichte, doch kann unser Denken und unsere Vorstellung großen Einfluss auf unsere Gefühlswelt nehmen. Versuchen wir doch nun ein neues Motto anzunehmen: „Ja, auch wenn ich dich total liebe, so sei frei und mach genau das, was dir gefällt. Es ist gut so, denn ich liebe dich als den Menschen, der du bist und dazu gehören alle deine Seiten.“

Was sind deine Gedanken oder auch deine Erfahrungen zu diesem Thema? Wie gehst du damit um? Spielt es in deiner Beziehung eine Rolle? Schreib mir gern eine Mail, ruf mich an oder hinterlass ein Kommentar. Vielen Dank dafür und einen wunderschönen liebevollen Tag für dich!

Über den Autor

JanniUmlauf administrator

Trainings für politische Bildung, Moderation und kreativen Aktivismus. Schreib mir gern eine Mail an: info@politische-bildung.com oder hinterlass einen Kommentar. Viel Spaß beim Lesen, herzlichen Dank und schön, dass Du hier bist!

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