Resistance in Johannesburg

Resistance in Johannesburg

Podcast Nr. 2: hier anhören  (6min)

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Tagsüber brennt die Sonne auf den Schultern und den Asphalt, viele Menschen sind unterwegs, ich führe ständig Gespräche über Politik und Widerstand, doch heute Abend regnet es ein wenig und das bringt Abkühlung und damit auch endlich mal ein wenig Pause und Ruhe, um ein paar Zeilen zu schreiben. Der Kontakt zu euch ist mir sehr wichtig und ich freue mich sehr über Austausch!

Seit gut einer Woche bin ich nun schon unterwegs und langsam komme ich hier in Südafrika an. Johannesburg ist eine große, volle und laute Stadt, in der es aber auch viele unterschiedliche, durchaus auch ruhige Stadtteile gibt. Der Vibe hier ist aber ein ganz anderer als in Rostock. Es ist lebendiger, schneller, näher, aufregender, einfach krasser und anders. In den ersten 2 Tagen war ich mitten in der Innenstadt, in „Foxstreet“, die aber hart von Gentrifizierung betroffen ist. Im Jahr 1994 sind viele weiße Menschen aus der Stadt gezogen, hinterließen die Häuser, die schließlich von der Schwarzen Bevölkerung besetzt und bewohnt wurden. Nun aber, nach gut 23 Jahren, werden die Häuser teilweise brutal geräumt und saniert und anschließend für einen hohen Preis vermietet. Gentrifizierung und Armut sind hier zwei große Themen, vor allem, weil auch einfach viele Menschen auf der Straße oder in sehr runtergekommenen Häusern wohnen. Aber viele wohnen auch in netten Häuschen 😉

Ich wechsle also den Stadtteil, um mit meiner Anwesenheit nicht zur Gentrifizierung beizutragen und bin nun ein bisschen außerhalb: Es ist ruhiger, familiärer, entspannter, aber auch irgendwie wohlhabender. Von hier fahre dann ich zu den unterschiedlichen Events, Projekten und Menschen und gehe auf die Suche der politischen Widerstandsbewegung. So war ich am ersten Wochenende auf dem Constitutional Hill. Dort befindet sich ein Museum, dass die Geschichte hin zum demokratischen (befreiten) Südafrika erzählt. Vor allem ist dort auch ein ehemaliges Gefängnis, in dem Gandhi, Mandela und viele andere Menschen saßen. (https://www.constitutionhill.org.za/)

An diesem ersten Wochenende fand auch eine Konferenz der Regierungspartei „African National Congress“ (ANC) statt, bei der ich als „Reporter“ teilnehmen durfte. Durch diese drei Tage Konferenz habe ich einen ersten Einblick in die aktuelle politische Lage Südafrikas und des ANCs erhalten, die großen Problemfelder kennengelernt und erste Interviews dazu geführt. Mehr zu dieser Konferenze berichte ich an einer späteren Stelle in einem Extrabeitrag.

Da ich mich hier auch mit Umweltpolitik und Naturschutz beschäftigen mag, habe ich mir am Tag nach der Konferenz den Botanischen Garten angeschaut. Auch wenn nicht viele Menschen durch einen Park spazieren, so ist das sicherlich doch ein sehenswerter Ort. Auch hier finden Projekte statt, z.B. gibt es eine Zusammenarbeit mit Schulen, die dann Projekte im Park machen (z.B. Wasserqualität bestimmen, Pflanzen kennenlernen oder allgemein zur Umweltpolitik arbeiten).

Doch so ein Park ist auch ein Schauort für Kolonialismus, denn hier befinden sich Denkmäler, die fälschlicherweise den Tätern gedenken. (Das gibt es in Rostock aber auch: z.B. Paul Pogge („Afrikaforscher“) im Rosengarten) Aber es gibt auch Widerstand dazu, z.B. wurden im Rahmen von „Rhodes must Fall“ viele Koloniale Denkmäler abgesägt, beschädigt oder zerstört. (https://en.wikipedia.org/wiki/Rhodes_Must_Fall).

Auch besuchte ich die Rosa Luxemburg Stiftung, die hier in Johannesburg ein Büro für das südliche Afrika betreibt. Jan, Ben und Ousmane erzählten mir also von ihrer Arbeit, den verschiedenen Projekten, die es in Südafrika gibt. Das war sehr spannend und auch hier soll es dann später einen extra Beitrag geben, wenn ich die Themen „Land“, „Ernährungssicherheit“ und „Grassroots-Movements“ aufgreife.

Anschließend traf ich mich mit Andrew, der schon seit einigen Jahren in anarchistischen Bewegungen aktiv ist. Er erzählte mir vorallem von Aktionen, die in den frühen 2000ern stattgefunden haben und auch von der „Fees must fall“ Protestbewegung, zu der sich auch nochmal mehr berichten lässt (https://en.wikipedia.org/wiki/FeesMustFall) Über ihn und Katuschka habe ich Kontakt zu Sun aufgenommen, der hier in Johannesburg ein großartiges Projekt betreibt. LIKE & SHARE: https://www.facebook.com/opuskreativemedia/

Sie machen sehr viel Permakultur, Garten-Arbeit und haben sogar ein Kollektiv, in dem 6 Menschen aktiv sind. Statt Geld tauschen sie auch mit Arbeitsstunden und helfen sich einfach untereinander um ein System neben dem Kapitalismus aufzubauen. Sun ist ein sehr freundlicher Mensch, der seinen Job im Call-Center gekündigt hat und seitdem Kunst und Gartenarbeit macht und damit sehr sehr glücklich ist, wie er sagt. Er sammelt jeden Tag den Müll von der Straße, versucht ein Vorbild zu sein und kommt mit den Nachbar*innen ins Gespräch. In den kommenden Tagen werde ich wohl auch noch mehr von seiner Arbeit erfahren.

Ja, es gibt hier auch sowas wie Foodsharing oder Containern und die Leute, machen dann eine Küfa und kochen für die Menschen, die ohne Obdach sind. Es bewegt sich also viel und abschließend mag ich noch eine Methapher weiter erzählem, die mir hier erzählt wurde:

Die politische Widerstandsbewegung oder auch die Bewegung, die Alternativen aufbaut ist wohl wie ein großer Pilz: Sie sind nicht immer gleich sichtbar, sondern sind im Untergrund. Aber sie haben untereinander viele Verbindungen, sind vernetzt und ziehen sich so durch die Gesellschaft. Die Verbindungen sind stark und breit und ab und zu sieht man dann die Früchte dieses Pilzes bzw. dieser Bewegung.

Ich traf heute noch einen alten Freund, hing ein wenig mit ihm ab und bin nun zurück in meinem Hostel und werde morgen mal einen Tag Pause machen – mir ein bisschen Kultur Programm geben (The Suitcase) und dann auch bald weiter nach Monti (East London) an die Küste reisen und weitere Bekannte treffen.

Ich freue mich, dass ihr meine Beträge verfolgt und schreibt mir gern einfach mal ne Mail oder über Signal / Telegram / WhatsApp 😉

Bis bald!

#hambibleibt!

#scheiß-Werbung-auf-Wordpress

Über den Autor

JanniUmlauf administrator

Trainings für politische Bildung, Moderation und kreativen Aktivismus. Schreib mir gern eine Mail an: info@politische-bildung.com oder hinterlass einen Kommentar. Viel Spaß beim Lesen, herzlichen Dank und schön, dass Du hier bist!

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