#hrohilft und die Stadt Rostock im Gespräch

#hrohilft und die Stadt Rostock im Gespräch

#hrohilft und Stadt Rostock sind im Gespräch. Endlich! Nachdem heute ein Streit um die Flüchtlingshilfe in Rostock ausgebrochen ist (OZ berichtete), kam es erstmals zu einem offiziellen Treffen zwischen der Stadt Rostock (Oberbürgermeister Methling, Senator für Soziales, Jugend, Gesundheit, Schule und Sport Bockahahn, sowie weiteren Vertreter*innen der Stadt Verwaltung und delegierten Vertreter*innen von #hrohilft. Ausschlaggebend war hierbei die Forderung der Initiative endlich Gehör zu bekommen und in die Prozesse der Stadt mit eingeweiht zu werden. (Forderung bzw. Resolution, siehe weiter unten)

Während des Treffens wurden die unterschiedlichen Standpunkte geschildert und kursierende Gerüchte entkräftet. Dank einer externen Moderation lief das Treffen sehr geordnet und entspannt ab. Innerhalb kürzester Zeit konnten trotz der (emotional) hochgekochten Stimmung letztendlich konstruktive Vorschläge erbracht werden. Dazu gehört die Gründung eines „Runden Tisches“ zwischen Stadt und der Initiative. Bereits morgen Nachmittag findet ein weiteres Treffen zwischen Methling, Bockhahn und #HroHilft statt.

 

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Methling bekräftigte an diesem Abend, dass die Stadt direkt mit der Initiative arbeiten möchte, um damit eine längerfristige Etablierung der Flüchtlingshilfe zu gewährleisten. Die Stadt werde die Strukturen von #Hrohilft nicht einfach übernehmen sondern im gemeinsamen Austausch an einer nachhaltigen Etablierung der Unterstützungsstrukturen arbeiten. Es werden also „keine städtischen Mitarbeiter zu den Punkten geschickt werden“, heißt es im Facebook Post von #hrohilft. Der Zugang zur „Physik“ und der Unterkunft Marienehe wird dem Netzwerk auch wieder zugestanden und wurde laut Kommentar von Bockhahn auch nie von ihm verwehrt. Missverständnisse und böse Grüchte?

In wie fern und ob „Verwaltung“ und „Ehrenamt“ Hand in Hand geht, wird demnächst ausgearbeitet. „Die Frage ist die Art und Weise, auf die dies geschehen soll“ Die Hilfe von #hrohilft und allen Menschen, die sich daran beteiligen, wird stets gebraucht und ist Garant dafür, dass die aktuelle Lage in Rostock nicht eskaliert. Alleine hätte die Stadt Rostock das nicht hinbekommen. Täglich werden Geflüchtete unterstützt, versorgt und untergebracht. Die Stadt Rostock hofft nun auf die in den letzten zwei Wochen entstandenen Kompetenzen und Strukturen von #hrohilft aufbauen zu können. Dem Netzwerk ist dabei wichtig, dass stets das Wohl der Geflüchteten im Vordergrund steht. Profit-Interessen oder andere militaristische Strukturen werden entschieden abgelehnt. (Siehe Resolution)

Es bleibt also spannend, wie der Prozess nun konkret ablaufen wird.

Die Stadtverwaltung sieht sich in der Verantwortung, aber möchte scheinbar doch Rücksicht auf die Forderungen der Initiative nehmen (besser so!),
ob dies wirklich passieren wird, wird sich morgen Abend entscheiden.

 

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Und hier ein Rückblick zur am Nachmittag veröffentlichten Resolution der Initiative #hro hilft. (Quelle)

Resolution der Initiative „Rostock hilft“:Beteiligung auf Augenhöhe, statt Verdrängung etablierter Strukturen!

Die Hansestadt Rostock hat sich am heutigen Dienstag entschieden, die breit aufgestellte Unterstützer_innenstruktur von „Rostock hilft“ (#hrohilft) aus ihren bisherigen selbst gewählten Aufgabenbereichen zu verdrängen. #hrohilft“ hat sich NICHT aufgelöst. #hrohilft empfindet die aktuelle Situation als aggressive Übernahme der Stadt, die weder im Sinne der Geflüchteten, noch der hunderten freiwilligen Unterstützer_innen ist. #hrohilft geht davon aus, dass die Hansestadt die Aufgaben nicht adäquat im Sinne der Geflüchteten erfüllen wird und kann.

#hrohilft fordert:

Unverzügliche Registrierung aller Geflüchteten, die in Deutschland bleiben wollen. Schnelle und faire Asylverfahren! Keine Konstruktion von „guten“ und „bösen“ Geflüchteten.

Umsetzung des humanitären Anspruchs, Geflüchtete zu Familie und Freund_innen nach Skandinavien fahren zu lassen. Keine Erhebung von personenbezogenen Daten in diesem Kontext.

Einen sensiblen Umgang mit der Situation der Bürgerkriegs-Geflüchteten. Keine Bundeswehr-Uniformen in der Zusammenarbeit mit Geflüchteten!

Betreiber_innen von Flüchtlingsunterkünften müssen Vereine oder Institutionen sein, die im Sinne der Geflüchteten arbeiten und keine Profitinteressen verfolgen!

Zu diesem Zweck den Erhalt der Unterstützer_innen-Strukturen. Einrichtung eines Runden Tisches, durch den der Krisenstab durch Gespräche auf Augenhöhe ersetzt wird.

Die Stadt hat zwei Wochen lang keine Notwendigkeit darin gesehen aktiv Hilfe zu leisten. Hunderte Freiwillige haben zwei Wochen lang Infrastrukturen zur medizinischen Versorgung und Beratung der Geflüchteten aufgestellt: Übersetzer_innen, Begrüßung am Bahnhof und in den Notunterkünften, Begleitung zur Fähre und auf der Fähre. Zudem Organisation von Essensversorgung und Unterbringungsmöglichkeiten, sowie die Koordination der großen Unterstützung durch Spenden. Kurz gefasst: Die ehrenamtliche Struktur von #hrohilft hat die gesamte Koordination gewährleistet, nicht die Stadt Rostock.

#hrohilft fordert die Hansestadt Rostock, Oberbürgermeister Roland Methling, Sozialsenator Steffen Bockhahn und Finanzsenator Chris Müller daher auf, sofort Gespräche mit uns aufzunehmen und nicht mehr über die Köpfe der Unterstützer_innen und Helfenden zu entscheiden und diese aus der Hilfe herauszudrängen. Wir fordern bis 15:00 Uhr die Zusage durch Stadtvertreter_innen zur Bildung eines Runden Tisches an dem alle Beteiligten und Akteure beteiligt sind, um noch heute einen gemeinsamen Plan zur Fortführung der Hilfe und Kooperation zu erarbeiten.
– Rostock hilft –

#hrohilft ist eine Plattform von zahlreiche Einzelpersonen, Vereinen und Initiativen, die selbstverwaltet versuchen, Geflüchteten unbürokratisch und unkompliziert zu helfen. Dabei steht das Wohl und die Bewegungsfreiheit der Geflüchteten als selbstbestimmte Individuen immer klar im Vordergrund.

Kontakt:

Mail: hrohilft@riseup.net

Telefon: 0163 6332766

Über den Autor

JanniUmlauf administrator

Trainings für politische Bildung, Moderation und kreativen Aktivismus. Schreib mir gern eine Mail an: info@politische-bildung.com oder hinterlass einen Kommentar. Viel Spaß beim Lesen, herzlichen Dank und schön, dass Du hier bist!

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